Die hier beschriebene Route bietet nicht nur interessante Kletterei, sondern auch die ein oder andere Option zum Überholen bei erhöhtem Verkehrsaufkommen in der „Klassischen Nordwand“.
Am 08. und 09. März 2021 konnten Michaela und ich diese neue Route in der Nordwand des Rubihorns klettern und einrichten. Teile der Route wurden vermutlich schon früher begangen, als Variante oder „Verhauer“ der „Klassischen Nordwand“.
„Fast Lane“ ist eine anspruchsvolle, Rubihorn-typische Gras-Mixedroute für geübte Winterkletterer. Nach den ersten drei Seillängen kreuzt die Route die „Klassische Nordwand“. Es kann also auch über die klassische Route eingestiegen werden. Der Hauptteil der Route führt anschließend in fünf Seillängen über den Pfeiler rechts der Route „Carpe Diem“. Die Schwierigkeiten liegen überwiegend im Bereich M2 bis M4. Nur die siebte Seillänge ist schwieriger: Der Grad M5 muss hier sicher beherrscht werden. Vom Ausstieg ist es nicht weit zur meist gespurten „Klassischen Nordwand“, über deren oberen Teil man zum Gipfel gelangt.
Die Route wurde an den wichtigsten Stellen mit Bohrhaken eingerichtet (M10 x 80 mm, Edelrid-Laschen). Darüber hinaus ist eine Absicherung mit Grasankern, Cams und Keilen vorgesehen. Wegen der teils dreckigen Risse werden hier unter anderem Tricams empfohlen. Schlaghaken lassen sich aufgrund der Felsbeschaffenheit kaum zufriedenstellend einsetzen. Eine kleine Auswahl sollte dennoch mitgeführt werden. Am ehesten gehen BD Pecker sowie kurze, dünne Haken, die meist abgebunden werden müssen. Trotz allem lassen sich größere Runouts aber nicht vermeiden, so dass Ernsthaftigkeit und Gesamtanspruch im Vergleich zur benachbarten „Carpe Diem“ etwas höher einzustufen sind.
Entscheidend sind eine stabile, gut gesetzte Schneedecke sowie tiefe Temperaturen, damit die Graspolster halten. Zumindest nachts und morgens sollten die Temperaturen in der Wand deutlich unter null liegen. Die besten Bedingungen gibt es – wie bei den anderen Routen des Rubihorns auch – wenn insgesamt viel Schnee liegt und die Route von früheren Begehungen gespurt und „geputzt“ ist.
Vom Parkplatz „Gaisalpe“ am Ortsrand von Reichenbach (bei Oberstdorf) dem geteerten Fahrweg zur Gaisalpe folgen. Nach kurzer Zeit entweder links durch den im Winter offiziell gesperrten Gaisalptobel (etwas schneller) oder weiter über den Fahrweg. Etwa 50 m, nachdem der Tobelweg und der Fahrweg wieder aufeinander treffen, zweigt man rechts ab und folgt einem Forstweg. Vorbei an der unteren Richtersalpe zum großen Geröllfeld unterhalb der Rubihorn Nordwand.
Über das Geröllfeld ganz nach oben zum markanten Latschenkopf, der sich knapp unterhalb des Einstiegs der „Klassischen Nordwand“ befindet. Von hier nach rechts absteigen und dann leicht ansteigend zur offensichtlichen Schwachstelle der untersten Wandstufe. Insgesamt ca. 1h30.
Vom Gipfel Fußabstieg im Bereich des Sommerwegs zum unteren Gaisalpsee und weiter zum Wanderweg, der zur Gaisalpe führt.
Geht man nicht zum Gipfel, kann über die Route abgeseilt werden. Alle Stände im mittleren und oberen Wandteil sind dafür eingerichtet. Mit einem 60-m-Einfachseil kann man über die Route abseilen (in der sechsten Seillänge (45 m, M2, 45°) muss der Seilzweite abklettern). Bei zweifelhaften Schneebedingungen besser über die Route abseilen und nicht zum Gipfel weitergehen!
1. SL: 30 m, M3-4. Los geht’s bei der offensichtlichen Schwachstelle der untersten Wandstufe. Zunächst Graskletterei, dann über Schneefeld zur 2. Wandstufe. Dort Stand an einzelnem Bolt.
2. SL: 35 m, M3. Links des Stands gerade hoch (Graskletterei) und über Schneefeld zur 3. Wandstufe. Dort Stand an einzelnem Bolt.
3. SL: 28 m, M2-3. Rechts des Stands in einfacher Graskletterei zu Schneefeld, dieses Linkshaltend empor zum 2. Stand der „Klassischen Nordwand“ (einzelner BH mit Seilschlinge an Felsblock). Bei viel Schnee ist dieser Stand möglicherweise nicht auffindbar. Dann weiter zu Sicherungsmöglichkeit (div. Schlingen) der „Klassischen Nordwand“, 10 m rechts oberhalb im Fels.
4. SL: 35 m, M4. Vom BH-Stand gerade hoch zu schöner Graswand (1 NH + 1 BH) und weiter über einfaches Gelände zu Stand an 2 BH.
5. SL: 30 m, M3. Mehr oder weniger gerade empor, dem einfachsten Weg folgend, zu Stand an 2 BH.
6. SL: 45 m, M2, 45°. Dem einfachsten Weg folgend hoch zum großen Schneefeld und weiter zur darüberliegenden, steilen Wand. Dort Stand an 2 BH (von hier möglicher Weiterweg auch durch Querung zur „Klassischen Nordwand“).
7. SL: 50 m, M5. Links des Stands gerade hoch (steile Mixedkletterei, natürliche Sicherungsmöglichkeiten). Nach 15 m wird das Gelände flacher (BH rechts an Felskopf – möglicher Zwischenstand bei Seilzug). Leicht linkshaltend gut 15 m weiter zu 2. BH. Von diesem weiter linkshaltend zu aufsteilender Rinne. Dort gerade hoch (3. u. 4. BH) zu Stand an 2 BH.
8. SL: 30 m, M3-4. Linkshaltend in einfacher Kletterei zu erstem Aufschwung (Cams). Nun rechtshaltend zu zweitem Aufschwung (heikel) und weiter rechtshaltend durch steilen Schnee (heikel, wenn nicht gespurt) zur Lücke im Latschengürtel. Dort Stand an großer Latsche.
Weiterweg: ca. 250 m, Schnee 45°, kurz M2. Rechts ansteigend zur meist vorhandenen Spur der „Klassischen Nordwand“ und über diese zum Gipfel.