Brüchiger Fels, schottrige Bänder, Nässe, jede Menge Gras in der Wand – die Beschreibung eines guten Kletterziels liest sich für gewöhnlich anders. Doch im Winter wendet sich das Blatt: Die Nordwand des Rubihorns wird zum attraktiven Mixedkletterziel.
Hannes Neubert und ich machten uns im Dezember 2016 daran, mögliche neue Linien in der Rubihorn Nordwand auszutüfteln. Von 2017 bis 2019 waren wir immer wieder in der Wand, um diese Route einzurichten. Am Ende fehlte nur noch der passende Routenname, der sich diesmal einfach nicht finden ließ.
„The Nameless Route“ ist eine kühne Mixedroute für routinierte Winterkletterer. Die ersten fünf Seillängen bieten steile Kletterei an gefrorenen Graspolstern und Felsrissen. Danach leitet eine Rampe in moderateres aber nicht weniger interessanteres Gelände. Bis zuletzt dominiert die fürs Rubihorn typische Graskletterei. Vorteil: Es braucht keine besonderen Bedingungen, es muss nur kalt sein. Bei Plusgraden wäre das Klettern nicht nur extrem gefährlich, auch würde die Route mit der Zeit zerstört werden.
Die Standplätze (bis auf die letzten beiden) und einzelne Zwischenhaken sind gebohrt und mit Markierungsschlingen ausgerüstet. Darüber hinaus muss die Route selbst abgesichert werden, was eine gute Übersicht und eine gewisse Initiative verlangt. Dennoch teils weite Runouts. Mit Blick auf eine mögliche Lawinengefahr im Zustieg und auch in der Wand ist diese Route sicherer als die Routen im zentralen Wandbereich.
Ausgangspunkt ist Reichenbach bei Oberstdorf. Vom Parkplatz „Gaisalpe“ am Ortsrand von Reichenbach dem geteerten Fahrweg zur Gaisalpe folgen. Nach kurzer Zeit entweder links durch den im Winter offiziell gesperrten Gaisalptobel (etwas schneller) oder weiter über den Fahrweg. Etwa 50 m, nachdem der Tobelweg und der Fahrweg wieder aufeinander treffen, zweigt man rechts ab und folgt einem Forstweg. Vorbei an der unteren Richtersalpe zum großen Geröllfeld unterhalb der Rubihorn Nordwand. Über das Geröllfeld nach oben zu den Einstiegen.
Der Einstieg von „The Nameless Route“ befindet sich im linken Wandbereich, am Sporn rechts der Schlucht, durch welche die Route „Rubi Love“ verläuft, wenige Meter links des markanten Ausbruchs. BH mit Markierungsschlinge von unten sichtbar. Insgesamt ca. 1h20.
Abseilen über die Route. In der 6. SL (Rampe) lässt man den Ersten ab (BH clippen), so dass dieser den darunterliegenden Stand anklettern kann. Alternativ, bei günstiger Lawinenlage, Fußabstieg zum unteren Gaisalpsee und weiter zum Wanderweg, der zur Gaisalpe führt.
Der Weiterweg zum Gipfel ist zwar möglich, aber wegen der Latschen sehr mühevoll.