Voralptal, Mittlerer Höhenberg „Mosquito Circus“ (A3 6c, 285 m)

Zusammen mit dem NRW Alpinkader konnte ich diese tolle Route im Voralptal eröffnen. „Mosquito Circus“ ist viel mehr als nur eine Trainingsroute für große Wände. Sie lässt einen eintauchen in die Welt des Bigwallkletterns und verbindet auf besondere Art und Weise die Ruhe und Einsamkeit der Berge mit den Herausforderungen des Techno-Kletterns.

Mosquito Circus – Routeninfos

Erstbegehung

Erstbegangen und eingerichtet vom DAV NRW Alpinkader in neun Tagen im Sommer 2017 und 2018.

Erste Wiederholung und erste Solobegehung: Fritz Miller vom 08.-09.08.2019.

Charakter

Mosquito Circus ist eine moderne Techno-Route, die gleichermaßen anspruchsvolle wie abwechslungsreiche Kletterei in einer traumhaften Umgebung bietet. Felsqualität und Absicherung sind überwiegend gut. Die Schwierigkeitsbewertung der Techno-Kletterei orientiert sich an der amerikanischen Skala. In der ersten Seillänge ist der Grad 6c obligatorisch.

Martin am Beginn der schwierigen 4. SL von "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller
Martin am Beginn der schwierigen 4. SL von "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller

Zustieg und Einstieg

Von der Voralpkurve (1402 m, Parkplatz und Bushaltestelle) dem Weg zur Voralphütte folgen. Nach 20 min Gatter, kurz darauf Doppelkehre. 13 m nach der zweiten Kehre weglos rechts hoch in schwache Waldschneise (ca. 1565 m). Den Steinmännern folgen bis kurz vor den Einstieg der Route Traumschiff. Weiter zum Einstieg von Muja Hedder. Nun an der Wand entlang aufwärts (Wegspuren, vereinzelt kurze Fixseile), nicht links im großen Couloir gehen (Steinschlaggefahr). Mit Bigwall-Gepäck insgesamt 1,5 h. Einstieg auf ca. 1820 m bei kleinem Vorbau der markanten großen Platte (einzelner Bohrhaken am Einstieg).

Michaela und Moritz im Zustieg zu "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller
Michaela und Moritz im Zustieg zu "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller

Absicherung und Material

Die Stände sind gebohrt (jeweils zwei 10er-Bolts), abgesehen vom Cam-Stand am „Zweiten großen Band“. Außerdem stecken vereinzelt gebohrte Zwischenhaken und Schlaghaken. Inklusive Standhaken sind es im Schnitt drei Bohrhaken pro Länge. Davon wurde knapp die Hälfte während der Erstbegehung gesetzt, der Rest nachgebohrt, mit dem Gedanken, einzelne Stellen zu entschärfen und den Materialaufwand für Wiederholer in einem angemessenen Rahmen zu halten. Mit dem aufgeführten Material lässt sich die Route weitestgehend gut absichern.

  • 60-m-Seile
  • 1 x Cam BD C3 #00 (o. Ä.)
  • 2 x Cam BD C3 #0 (o. Ä)
  • 3 x Cam BD #0.2–0.5 (Aliens und Totems empfehlenswert)
  • 2 x Cam BD #0.75–4
  • 1 x Cam BD #5
  • Rock 3–7 (besser Offset-Keile)
  • kleines Set Micro-Offset-Keile
  • 7 Beaks (1 x groß, 3 x mittel, 3 x klein)
  • 8 Knifeblades, verschiedene Längen und Dicken
  • 2–3 LAs, eher dünn
  • 2–3 Angles, eher dünn
  • 2 x Talon
  • 1 x Grappling Hook o. Ä.
  • Drahtbürste
  • Mückenspray
  • für den Zustieg feste Schuhe und dünne Lederhandschuhe
Ein kleiner Beak in der 5. SL von "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller
Ein kleiner Beak in der 5. SL von "Mosquito Circus". Foto: Fritz Miller

Tipps und Taktik

  • Am besten klettert man die Route in zwei Tagen (Tal bis Tal) mit Biwak am „Ersten großen Band“ und fixiert noch am ersten Tag die nächste(n) Seillänge(n).
  • Am „Ersten großen Band“ kann man ohne Portaledge biwakieren. Bei mehr Personen in der Route oder bei unsicherem Wetter am besten ein Portaledge mitnehmen. Es existiert ein Bolt fürs Aufhängen eines Portaledge.
  • Ein Biwak ist auch am „Zweiten großen Band“ ohne Portaledge möglich.
  • Den 3. Satz Cams #0.2–0.5 sowie die Cams #4–5 kann man bis zur „Great-Roof-Pitch“ im Haulbag lassen.
Biwak am "Ersten großen Band". Foto: Fritz Miller
Biwak am "Ersten großen Band". Foto: Fritz Miller

Die einzelnen Seillängen

1. SL: 45 m 6c und A2 bzw. 7a+ (linke Variante) oder 6c und A2+ (rechte Variante) Erst Freikletterei in großer Platte, dann entweder nach links zur Schuppe (einfacher) oder rechtshaltend mit 2 x Bathook zum feinen Riss (bessere Linie).

2. SL: 20 m A1 und 4 Nach rechts auf Rampe und weiter rechtshaltend zu Stand auf Podest.

3. SL: 40 m A2 und 4+ Linkshaltend bis zum großen Band (A2), dort nach rechts queren (4+).

4. SL: 40 m A3 Erst Verschneidung (Cams, Beaks und Knifeblades), dann Rechtsquerung an Cam-Schuppe zum Stand. Am Ende der SL den Bogen über links klettern, nicht direkt zum Stand, wegen loser Schuppe!

5. SL: 25 m A3 und 4 Links haltend in überhängende Platte mit 8-mm-Bolt und fixiertem Beak. Zuletzt einfach zum Stand.

6. SL: 45 m A2+ und 5b „Great-Roof-Pitch“ Feiner Riss in der rechten Wand – luftig. Am Ende Runout zum „Zweiten großen Band“.

7. SL: 10 m „Zweites großes Band“ Querung nach links. Stand an Cams.

8. SL: 60 m A2+ und 4+ „Chockstone-Crack“ Geschwungener Offwith-Riss. Die Klemmsteine sind locker – Umgehung rechts über Platte. Danach Pendelquergang an Bolt zu heikler Schuppe und weiter im Kamin.

9. SL: 40 m 5b und A1/2 „Nose“ Bis zum Baum heikel. Danach breiter Riss, Dachquerung nach rechts und kurze Ausstiegsverschneidung. Wandbuch am letzten Stand.

Etwas Gartenarbeit war auch dabei. Foto: NRW Alpinkader
Etwas Gartenarbeit war auch dabei. Foto: NRW Alpinkader

Abstieg/Abseilen

Abstieg entweder über den Gipfel des Mittleren Höhenberges (20-30 min vom Ausstieg) und Salbithütte oder besser durch Abseilen (Abseilstände sind eingerichtet):

  • SL 9 und SL 8 seilt man direkt ab (35 m, 55 m)
  • SL 7 zurückqueren zum 6. Stand („Zweites großes Band“)
  • 16 m zu Abseilstand mit Fixseil an der Dachkante des „Great Roof“
  • 20 m abseilen und sich zum Stand unterm Dach ziehen
  • 42 m zum „Ersten großen Band“
  • 20 m direkt runter zu Podest
  • 50 m zu kleinem Absatz
  • 20 m zum Wandfuß
Mosquito Circus - Topo 2019.pdf